Rollenspieler und Teilzeitklingone
 

Anandas Kräuterbuch

Die Gift- und Heilpflanzen Dorias

zusammengetragen und niedergeschrieben durch Ananda


Schweigrohr

Es wurde bereits zu Beginn dieser Sammlung erwähnt, dass ein vegetabiles Gift bei individüller Dosierung (welche eine besondere Kenntnis der entsprechenden Pflanze erfordert) sehr gute Dienste als Heilmittel leisten kann.
Allzuoft jedoch wird an einer Pflanze leider ausschliesslich ihre Giftwirkung geschätzt und mit entsprechend verheerender Wirkung für Mensch und Tier eingesetzt. Diese Praxis ist gebräuchlich bei Opfermorden, Hinrichtungen, heimtückischen Raubmorden und ähnlichen verwerflichen Handlungen, die auszuhecken der menschliche Geist leider viel zu oft in der Lage ist.
Doch gibt es wohl keine Gesellschaft auf der uns bekannten Welt, die den politischen oder gesellschaftlichen Giftmord so perfektioniert hat wie die Wastranische. Ein galdanesisches Sprichwort über die Gepflogenheiten der feineren wastranischen Gesellschaft sagt: 'In Wastra liegt der Tod nicht auf dem Grunde eines Tonkruges - nur der fürchtet ihn, der einen mit Juwelen besetzten Becher zum Munde führt!'.
Mir wurde sogar berichtet, dass einige wastranische Fürsten eine Art von Giftgarten unterhalten. Zum einen, um immer genug einer Pflanze zur Verfügung zu haben, zum anderen, um exotische, neuartige Giftpflanzen anzubaün und deren Wirkung (vornehmlich an gefangenen radonischen Rebellen) zu testen.
Doch wer sich soviel mit der Giftmischerei beschäftigt, sollte das Risiko nicht unterschätzen, dass diese Forschungen auch einmal auf ihn selbst zurückschlagen könnten. Deshalb ist Wastra auch führend in der Herstellung von Antidoten (und der dazugehörigen Spionage!).
Ein berühmtes Antidot, von dem vielleicht einige Abenteurer schon gehört haben, ist der Theriak. Leider jedoch kennt bislang niemand seine genaü Zusammensetzung. Ich habe lediglich erfahren können, dass er, neben einigen Gewürzen, die reifen Fruchtkapseln der Mondpflanze und das Fleisch einer seltenen Vipernart enthält. So kann ich denn auch wenig über seine Wirksamkeit sagen, denn die restlichen der mystischen 42 Zutaten sind mir (noch) nicht bekannt. Doch vielleicht werde ich in ferner Zukunft einmal in der Lage sein, diesen wundersamen Trank braün zu können.
Ausser Giftpflanzen gibt es auf unserer Welt noch einige andere, mit denen sich reichlich Schaden anrichten lässt. Zu ihnen gehört die Tiefambachige oder nach ihrem Gebrauch auch 'Schweigrohr' genannte Pflanze. Sie ist das ganze Jahr über grün und wächst in tiefen Bachtälern, direkt am Wasser. Man findet sie vorwiegend an bewachsenen Bachrainen der nördlichen Regionen.
Wie ihr Name Schweigrohr vermuten lässt, besteht ihre verwerfliche Anwendung darin, einen unliebsamen Zeugen, Neider oder Widersacher zum Schweigen zu bringen. Dies ist meist üblich, wenn das betreffende Opfer nicht des Schreibens oder Lesens kundig ist und seine Aussage während einer Gerichtsverhandlung, Anhörung oder auch für den Abschluss eines Handels oder Vertrages notwendig wäre.
Das Opfer erhält dann meistens eine Mahlzeit (vorzugsweise Eintopf) oder ein Getränk vorgesetzt, welches frisch geriebene Teile der Pflanze oder deren Presssaft enthält.
Nach Einnahme der Mixtur schwillt die Zunge extrem an und Mund- und Rachenraum röten sich sehr stark. Das Opfer leidet unter stechenden Schmerzen und verliert seine Sprachfähigkeit für mehrere Tage. Wurde dem Opfer zuviel dieser Speise verabreicht, kann es zuweilen auch zum Tode durch Krämpfe der Eingeweide, begleitet von unmenschlichen Schmerzen, kommen, als ob 'tausend Nadeln in die innersten Eingeweide stechen'.
Wie dem auch sei, der 'Giftmischer' hat sein Ziel erreicht - das Opfer ist fürs erste mundtot gemacht worden.
Sollte das Opfer doch des Lesens und Schreibens kundig sein, schrecken einige Leute auch nicht davor zurück, es zusätzlich zu blenden, indem sie ihm frischen Pflanzensaft in die Augen träufeln.
Der Verlust der Sehkraft tritt innerhalb kurzer Zeit mit brennenden Schmerzen und starken Anschwellen der Augenlider ein und daürt unter Umständen mehrere Wochen an.
Es kam mir zu Ohren, dass solche Prozeduren als Foltermethoden für radonische Rebellen zu zweifelhaftem Ruhm gelangten. Ich selbst habe einen solchen Fall miterlebt, als ein befreundeter Barde Schweigrohr in sein Getränk bekam, weil er sich durch allzuviel Spott den Zorn eines mehr oder weniger angesehenen Mitglieds der höheren Gesellschaft zugezogen hatte. Der grossen Göttin sei Dank hatte er nicht viel davon zu sich genommen, leider konnte ihn diese Menge nicht von seinem arg wehleidigen Jammern abhalten, bis ich nach wenigen Minuten die Beschwerden lindern konnte.

Regelteil:

  • Fundort: Wächst an versumpfenden Bachrändern.

  • Aussehen: Eine ca. 2 Meter hohe immergrüne Pflanze, die Blätter sind grün, lanzettenförmig und mit weissen Flecken versehen.

  • Pflanzensaft: Durch Auspressen der fleischigen Stengel.
    Handschuhe tragen, nicht in offene Wunden gelangen lassen, Vorsicht spritzt!

  • Verarbeitung: Fertigkeitswurf (Kochen + Giftkunde)/2 oder Galenik gegen MW 12
    Bei einem Patzer automatischer Spritzer ins Auge mit entsprechenden Nachwirkungen.

  • Pflanzenbrei: Verarbeitung des gesamten Pflanzenmaterials (Stengel und Blätter) zu einem Mus. Der MW beträgt jedoch nur eine 8.

  • Haltbarkeit: Brei 1 Tag
    Saft im Lederbeutel 1 Monat, in der Glasflasche 6 Monate

Der Pflanzensaft kann Getränken beigemischt oder dem Opfer in die Augen geträufelt werden. Der Brei kann ins Essen (Eintopf!) gemischt werden. Das Opfer muss mindestens einen Schluck des Getränkes bzw. einen Löffel des Mahls zu sich nehmen: 1w6 Tage sprachlos. Bei Kontakt mit den Augen: 1w6 Wochen blind. Von diesen wastranisch-heimtückischen Giften lassen wir dann doch besser die Hände - oder? Denkt dran, alles was ihr als Spieler einsetzt, kann und darf der Spielleiter auch gegen euch verwenden.

Antidot Theriak
Tja, Abenteurer, lasst euch etwas einfallen! Vielleicht findet ihr ja tatsächlich einmal das Originalrezept - ob es dann auch tatsächlich das berühmte "Antidot-gegen-Alles" ist - mal sehen!



Wiebke Prantz
Odyssee #3
Edition Ulysses

 
Letzte Änderung vom 20. Nov 2002 von Webmaster.